Deutsches Original

In Tschechien seid ihr nicht sehr bekannt, wie würdet ihr euch den Tschechen vorstellen?
F: Unsere Vorstellung wäre ungefähr so: Wir sind Die Ärzte aus Berlin!
B: Aus Berlin!
R: Oder: Hallo, wir sind die beste Band der Welt.
B: Die beste Band der Welt: Rodrigo González, Farin Urlaub, Bela B.
Nichts Anderes?
R: Ja, vielleicht: Hallo, wir sind die Flitzpiepen aus Berlin, aus Berlin...
B: Dear Czech people, do you know this melody: Tatatadada, tata!

Ihr alle drei schreibt Songs, wie funktioniert das, macht ihr Musik zusammen oder lieber jeder alleine?
F: Beim Songschreiben ist es schwer, meiner Meinung nach, zu zweit zu schreiben. Weil wenn einer eine Idee hat, dann kann er die ja nicht so... (deutet an, das eine Idee von seinem Kopf in meinen springt) „Jetzt hast du sie auch!“ Meistens arbeiten wir so, dass einer mit einer Idee anfängt, und falls was fehlt, ergänzen die Anderen. Das klappt eigentlich ganz gut.
B: Ja. Jeder schreibt seine Songs alleine – erstmal so, und wenn man nicht weiter kommt, ruft man einen Anderen an. Und dann später treffen wir uns im Studio und arbeiten da auch noch weiter an den Songs, gemeinsam.

Die Platte Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer! wird in Plüschtaschen verkauft, eure neuste Platte, Jazz ist anders, sieht wie Pizza aus. Wer denkt sich diese witzigen Verpackungen aus?
B: Das ist unterschiedlich. Was alles gemeinsam hat, ist, dass wir als Band uns das wünschen, dass wir eine besondere Verpackung machen, weil in Zeiten, in den immer weniger Platten verkauft werden, wollen wir auch auffallen mit unseren Platten und den Fan, der in Laden geht und sich die Platte kauft, belohnen damit, dass er eine tolle Verpackung noch bekommt, zusätzlich zu der tollen Musik natürlich gibt’s noch Booklet mit vielen Fotos und so weiter. Die Pappschachtel hat sich unser Grafiker ausgedacht und Rodrigo hat gesagt, lass uns einen Pizzakarton draus machen. Und die Stofftasche kam vom Grafiker...
F: Nene, von der Plattenfirma
B: Die Idee? Von der Stofftasche?
R: Hot Action?
F: Ja, Hot Action.
B: Auf jeden Fall wollen wir immer, dass wir eine ungewöhnliche Verpackung haben, dass Leute belohnt werden. Viele Plattenfirmen machen Kopierschutz auf die CDs, um sich zu schützen, damit ihre CDs wieder mehr gekauft werden und nicht illegal im Internet gezogen werden, und wir denken, unser Kopierschutz ist die Qualität. Wir haben keinen Kopierschutz auf der CD, dafür haben wir eine tolle Verpackung, und wir gewinnen dabei, im Vergleich, weil unsere CDs besser laufen als die von vielen Bands mit Kopierschutz.
Stimmt.
F: In Deutschland. (lacht)

Manche von euren Werken haben ganz sinnlose Namen. Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer!, Die Band, die sie Pferd nannten, oder gibt’s doch eine Bedeutung? Ist das vielleicht ein Insiderjoke der Band?
F: Ja...also das zweite, es gibt einen Film, Der Mann, den sie Pferd nannten, mit Dustin Hoffman...
B: Ist das noch von Ed Harris?
F: Ach mit Ed Harris, genau (sie irren sich, sie meinen damit Richard Harris), so ein Indianer-Western, also eigentlich mehr ein Indianerfilm als ein Western.
B: Sehr brutaler Indianer-Western.
F: Ja, sehr brutal und, das geisterte einfach durch unsere Köpfe, wie gesagt...lass uns das benutzen!
B: Eine Zeitlang war das auch auf Tour mein falscher Name im Hotel, der Mann, den sie Pferd nannten. Und Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer! ist gemeinsam entstanden am Tisch, es ging darum, wir brauchten einen Titel für die Platte...
F: Kurz, sexy, unheimlich...
B: Wir sind essen gegangen und es ging darum, wer bezahlt, und dann haben wir gesagt: „Ich zahl nicht, ich zahl nicht,“ und dann sagte einer: „Na runter mit den Spendierhosen!, das klingt wie ein toller Albumtitel,“ und dann kam von Farin der Einwand: „Ist aber nicht unheimlich genug“, dann haben wir alles ausprobiert – „Runter mit den Spendierhosen, Dracula!“
F: „Runter mit den Spendierhosen, Mumie!“
B: „Runter mit den Spendierhosen, Frankenstein!“ (etwas knallt) ...das klingt, als würde das Konzert heute ausfallen...und jetzt ist die Sicherung rausgeknallt... Und dann sind wir auf Unsichtbarer gekommen...
F: Bela.
B: Haben uns total gelacht darüber bei der Vorstellung, in den Charts eine Platte zu sehen, die so heißt. Also eigentlich einer der Gründe, warum wir auch so komische Albumtitel erfinden, ist wirklich, damit wir uns so komplett unterscheiden in der Liste der Charts, weil niemand würde seine Platte so nennen.
F: Es gab ein Jahr – 1980 – da gab es drei Hits in den Charts, die The Power of Love hießen. Gleichzeitig. The Power of Love auf 1, The Power of Love auf 3 und The Power of Love auf 40. Wir wollten immer ganz anders klingen...und aussehen...und heißen.

Wart ihr schon mal in Prag?
B: Privat, ja.
F: Privat, ja.
Wie hat es euch gefallen?
F: Sehr, sehr, sehr gut, das war in den 70er Jahren, als ich da war.
B: Ich war in den 90ern da. Aber ich fand’s auch ganz toll. Ist halt sehr geschichtsträchtig, die Stadt, also man stolpert über Geschichte, aber auch das Ambiente ist toll. Also eine schöne alte Stadt.
F: Fenstersturz, Prager Frühling, alles hier.

Am Anfang der Konzerte sagt ihr immer „Wir sind die Ärzte aus Berlin“, habt ihr in den 80er Jahren gesagt „Wir sind die Ärzte aus Westberlin“?
F&B: Nö!
Warum nicht?
B: Weil Berlin Berlin ist, wir haben den Unterschied nicht gemacht.
Und wie war’s, in Westberlin zu leben?
F: Sehr einfach. Wir mussten nicht zum Militär, wir mussten weniger Steuern zahlen und es gab eine sehr übersichtliche und coole Musikszene. Du konntest ja nicht einfach ins Umland fahren. Also wenn du raus wolltest aus Westberlin, musstest du halt richtig weit fahren. Und deswegen war die Szene auch ziemlich geschlossen.
B: Ja. Auf jeden Fall mein Bild davon war immer: Dadurch, dass wir von der Mauer eingeschlossen waren...
F: Wie eine Insel.
B: ...war der Himmel halt die Grenze und gingen die Gedanken nach oben und so. Deshalb war die Szene, die Musikszene speziell, immer schon sehr abgedreht in Berlin, auch nicht so festgelegt und so. Da gab's die Genialen Dilettanten und die Einstürzenden Neubauten und natürlich auch eine Punkszene und Elektronikszene und so, das war schon abgefahren. Das gab's aber schon immer, also auch schon vor Punkrock in Berlin.

Wo wart ihr und was habt ihr gemacht, als die Mauer gefallen ist?
B: Ich war in Berlin und du warst auch...
F: Ich war auch in Berlin. Ich bin hingefahren. Ich bin drübergeklettert, zum Alexanderplatz gelaufen und dann wieder zurückgeklettert. Und am nächsten Tag wurde sie dann aufgemacht.
B: Ich war im Restaurant mit meiner Mutter, die hat Geburtstag am 9. November, und da haben Leute am Nebentisch erzählt, dass die Mauer auf war, das hab ich nicht geglaubt, wir haben’s nur so aufgeschnappt, aber nicht geglaubt. Und dann, nachts um drei, war ich in meiner Stammkneipe und da lief ein Volkspolizist aus Ostberlin vorbei und dann kamen kurze Zeit später Punkrocker aus Ostberlin in die Kneipe. Ich bin dann am nächsten Tag in den Osten gegangen.
R: Ich war im Loft und hab mir Faith No More angeguckt, als die Mauer fiel.
B: Stimmt, die haben ein Jahr später genau am 9. November auch gespielt, ein Jahr später, und haben gesagt: „So, surprise, surprise! They built the wall again! You know what happened last time!“

Warum lebt ihr nicht mehr in Berlin?
F: Woher weißt du das? Internet, huh?
R: Wikipedia?
Genau.
B: Es ist eine lange Geschichte. Wir sind sowieso noch sehr viel in Berlin. Ich hatte dann irgendwann sehr viele Freunde in Hamburg und hab mich da wohl gefühlt und bin dann da hingezogen.
F: Und ich hatte irgendwann sehr viele Freunde in Berlin und bin deswegen da weggezogen.
B: Nach Maueröffnung war Berlin für mich erstmal echt Stress, purer Stress. Die ganze Goldgräberstimmung und jeder will versuchen Geld zu machen und es wurde plötzlich nur noch kommerziell, es war schon heftig und...
F: Plötzlich liefen chilenische Bassisten in der Stadt rum, da mussten wir weg.
B: Und spielten so ruhige Musik...dass ich nicht reden durfte während des Konzerts!

Wie ist eure Beziehung zu eurem Heimatland? Ich meine jetzt Deutschland für alle. Rod, kann ich es für dich auch so meinen?
R: Nee, also ich hab keine...fühl mich immer noch heimatlos. Fühl mich weder als Chilene noch als Deutscher.
F: Ich fühl mich, ehrlich gesagt, auch wenn das jetzt arrogant klingt, als Weltbürger. Klar, ich bin Deutscher, ich hab meine Wurzeln in Berlin und in Deutschland, aber ich fühl mich nicht so eng, dass ich mich als Deutscher bezeichnen würde, ausschließlich.
B: Ich denk schon, dass ich Deutscher bin, ganz klar...
R: Spätestens zur WM!
B: ...spätestens wenn es um Fußball geht (lacht), aber es gibt wirklich Unterschiede zu anderen Menschen, das ist ja ganz klar. Das ist mir auch nicht peinlich, ich sehe mich auch als Weltbürger, ich bin definitiv nicht national stolz oder so was, ich bin nicht stolz, aus dem Land zu kommen. Hab viele Vorteile gehabt, deshalb kann ich auch nicht böse auf das Land sein, aber es ist nicht wichtig, wo man herkommt.

Ihr schreibt alle eure Songs auf Deutsch, in deutschsprachigen Ländern seid ihr Superstars, aber sonst kennen euch nur ein paar Fans da und dort. Ist euch mal eingefallen, auf englisch zu singen, um ein internationales Breakthrough zu erreichen?
F: Nee, überleg mal, wenn wir überall berühmt wären, das wäre ja furchtbar!
B: Wir haben tatsächlich mal eine englische Platte aufgenommen, haben aber gemeinsam entschieden, die nicht rauszubringen. Ein paar Lieder auf Englisch und ein paar Lieder auf Deutsch, wir wollten eine internationale Platte einfach nur, weil wir gerne im Ausland auch live spielen wollten. Das war aber nicht das Selbe, ganz viel hat der Humor der Band und das Image der Band auch mit der deutschen Sprache zu tun. Es ist sehr schwer auf Deutsch zu reimen und Geschichten zu erzählen, das haben wir auf unsere eigene Art zur Perfektion gebracht, wir wurden zum Teil sogar mit den Comedian Harmonists verglichen, und das ist auf Englisch nicht mehr so nachvollziehbar, es wird beliebiger – auf Englisch kannst du einfacher reimen. Trotzdem haben wir in Südamerika, Japan und Russland gespielt– wir leisten uns alle paar Jahre mal einen Auftritt irgendwo im Ausland. Und wir haben auch Fans zum Beispiel in Russland.
R: Deutschland ist ein kleines Land mit sehr, sehr vielen Menschen und du triffst überall auf der Welt Deutsche. Also ich glaub, wenn wir morgen in der Mongolei spielen würden, dann würden auch da wahrscheinlich zwanzig Fans vorbeikommen, die da leben und dann unbedingt uns sehen wollen.
B: In Neuseeland ist es gar kein Problem, eine Tour zu machen, überall Deutsche. Und Neuseeländer, die halt dann darauf gekommen sind, auf die Musik, wir kriegen E-Mails aus der ganzen Welt von Leuten, die über uns gehört haben von Deutschen, die mit ihren CDs in die Welt rausfahren.
F: Gut so.
B: Das ist ein bisschen so, als wenn man Farin Urlaub jetzt fragt: „Warum machst du jetzt nicht ein Klavieralbum?“ – Es ist einfach so, weil er Gitarrist ist, und auch die deutsche Sprache ist ein Instrument im Teil der Ärzte, tatsächlich. Das haben wir damals eingesehen bei der englischen Platte, die ist nicht schlecht, aber sie ist auch nicht mehr als „nicht schlecht“.
F: Sie ist nicht speziell.
B: Sie ist nicht sehr gut. Also es sind super Songs, immer noch besser als...
R: ...Learning English lessons.

Wie seid ihr mit dem Leben des Rockstars zufrieden? Gibt’s etwas, was ihr ändern möchtet?
F: Es ist schrecklich – ich bin sehr zufrieden. Sehr, sehr, sehr zufrieden. Mir fällt jetzt auch eigentlich nix ein, was ich da schlecht finde.
B: Ja, das einzige ist, dass in einem Jahr, wenn die Platte draußen ist und wir relativ oft in der Zeitung und im Fernsehen sind, da wird es schwieriger für uns in Deutschland, einkaufen zu gehen oder so, weil wir so oft erkannt werden, und das ist manchmal nervig, weil jetzt auch jeder immer ein Handy mit Foto dabei hat, aber das ist auch dann wieder schnell...nicht vorbei, aber die Leute werden wieder ruhiger, wenn die Platte vorbei ist.
F: Und wir haben den Vorteil, wir können noch einkaufen gehen lassen.
B: Und wir können uns auch sympathisch finden lassen!
F: Das war ein Scherz, sorry.

Was haben eure Eltern von eurem Beruf und eurem Lebensstil früher gedacht und was denken sie jetzt?
B: Bei mir gibt’s ein Früher und Jetzt. Früher hatte meine Mutter total Angst, dass ich unter die Räder komme...
Unter was?
B: Unter die Räder heißt, dass ich unter falsche Gesellschaft komme, kriminell werde oder an Drogen sterbe, irgendwie so was, weil Musiker hat einfach das Image. Und heute lebt sie ja ganz gut davon, dass ich sie auch finanziell unterstütze. Aber das ist nicht der einzige Grund, sie ist jetzt natürlich auch total stolz, dass Leute mich kennen und wir im Fernsehen sind, klar.
R: Bei meinen Eltern war's ähnlich...
B: Die sind auch total stolz, dass ich im Fernsehen bin!
R: Genau! Sie sind stolz auf Bela, dass er im Fernsehen ist.
F: Mensch, der Bela!
B: Dass ich die unterstütze!
R: Ich sollte immer studieren, aber die wollten, dass ich was ganz anderes studiere, als was ich studieren wollte, aber eigentlich war die Musik sowieso für mich wichtiger.
F: Dito.

Farin, du hast dein Pseudonym über 25 Jahre, du bist damit so fest verbunden, wer nennt dich noch Jan und fühlst du dich mehr wie Jan oder Farin?
F:
Alle meine Freunde und meine Familie nennt mich Jan. Und die Anderen...
B: Nur noch Farin.
F: Genau. Eben. (lacht) Meine Geschäftspartner nennen mich...
R: Herr Farin.
F: Sir Farin. (lacht) Ich fühl mich überhaupt nicht als Farin. Auf der Bühne, ja, aber sonst nicht. Bei Interviews auch.

Weißt du, wie die übliche Form deines Namens in Tschechien heißt?
F: Na?
Honza.
F:
Honza?
R: Honza!
Ja. Also du bist Honza.
R: Honza Urlaub, oder was? Farin Honza?
B: Von wat, von Farin Urlaub oder von Jan?
Von Jan.
B: Honza!
R: Honza.
F: Ist das nicht Janos? Jan ist nicht Janos?
Nein. Zuhause wird Jan immer Honza genannt.
B: Honza. Ey, Honza!
R: „Honka!“„Honka“ find' ich aber besser!
F: Das ist ein Lied!
R: Was heißt Farin Urlaub auf Tschechisch? Ist wahrscheinlich länger und schwie...
Jeď na dovolenou.
R: Okay. Das kann ich...das lernen wir nicht so schnell.
F: Honza.
B: Honza.
R: Honza ist besser.
B: Honzaaa!
(Bela redet dann einmal während des Konzerts Farin als „Honza“ an)

Und du, Bela, bist du eher Dirk oder Bela?
B: Ich heiße länger schon Bela, als ich Dirk heiße, und, ehrlich gesagt, nennen mich nur noch meine Mutter und meine Schwester so und ansonsten...
Und Freunde?
B: Lieber Bela...ist mir auch lieber, ich hab mir den Namen selber ausgedacht und Dirk haben sich meine Eltern ausgedacht. Seit ich neunzehn bin – also länger, als die Hälfte meines Lebens – heiße ich Bela und insofern ist das glaub ich legitim. Abgesehen davon ist mein zweiter Vorname Albert, mein richtiger zweiter Vorname, und Albert kommt von Albertus oder...
R: Albatros?
B: (merkt den Witz nicht) Nee...es ist ungarisch und heißt dann übersetzt tatsächlich auf Ungarisch auch...nee, Adalbert, und Adalbert auf ungarisch übersetzt heißt Bela. Also ich hieß sowieso Bela.
Wow.
B: Das ist wirklich wahr. Hat mich allerdings erst im letzten Jahr jemand drauf aufmerksam gemacht bei so einer Namensforschungsgeschichte.

Farin, du lässt deine Fans E-Mails an dich schicken, die du liest und oft auch beantwortest. Es muss ja anstrengend sein, warum machst du das? Es muss sich doch irgendwie lohnen.
F: Nö, es lohnt sich nicht, es ist einfach Nächstenliebe. Ich mach so nur während der Tour, also jetzt hab ich schon aufgehört.
Aber viele Leute machen das gar nicht.
F: Stimmt. Aber wir sind ja nicht viele Leute.
B: Ich mach’s nicht mehr. Ich hab’s früher gemacht, aber irgendwann ging’s nicht mehr, es war zuviel. Ich hab noch ein anderes Leben und kann nicht den ganzen Tag E-Mails beantworten und dann nur auf der Tour das zu machen fand ich jetzt persönlich für mich zu wenig.

Farin, du reist viel und sammelst Punkte für Länder, wie viele Punkte hast du jetzt?
F: 102.
Welches Land hat dich bis jetzt am meisten fasziniert?
F: Alle. Wirklich. Es geht nicht darum, das faszinierendste oder das schönste Land zu finden, aber einfach alles zu sehen.

Ich hab gehört, dass du mehrere Sprachen sprichst, in Wikipedia hab ich das gelesen...
F: Das stimmt nicht, was da steht...
...es war wirklich viel...
F: Ich sprech kein Latein zum Beispiel, in Wikipedia steht, dass ich Latein spreche, aber ich sprech kein Latein.
...ich möchte fragen welche und was für ein Niveau hast du?
F: Was für ein Niveau? Gar keins. Das wirst du gleich beim Konzert sehen.
R: Was meinst du mit Niveau? Den Schulabschluss?
Nein...also...wie gut er ist.
R: Ach so, dein IQ! 188.
F: 88!
Was kannst du ein bisschen sprechen?
F: Ach, das ist mir peinlich. Ich rede nicht so gern drüber. Es ist so wie eine Freakshow – oooh, guck mal, der kann das, der kann sooo hoch springen...
Okay.

Rod, wann warst du zum letzten mal in Chile?

R: 2001...oder war das 2004? 2004 war ich das letzte Mal da.
Und wie oft reist du dorthin?
R:
Selten. Sehr sehr selten. Ich war jetzt insgesamt dreimal da, seit ich da weg bin.
Wie hat es dir gefallen?
R: Chile? Ganz schön eigentlich. Für eine Weile find ich das ganz nett, aber irgendwie langweilt mich das wieder ein bisschen so und ich mag gar nicht so gerne heißes Wetter, also ich mag’s denn lieber doch mehr so wo mehr Grünes...
B: Da bist du in Chile ja noch gut aufgehoben, da unten im Süden, oder?
R: Da ist’s eigentlich sogar ziemlich kalt, zum Teil. Aber im Sommer find ich das auch unerträglich heiß, ich war da mal im Sommer in der Wüste und das reicht für meine Lebenserfahrung!

Farin, wann warst du zum letzten mal in Frohnau?
F: Ich weiß gar nicht mehr.
Ich war vor zwei Wochen dort. Ich hab gelesen, dass du gesagt hast, dass es viele Snobs da gibt, und ich wollte das sehen. Es gibt wirklich viele reiche Leute, aber mir gefallen die Bäume.
F:
Die Bäume haben mir auch gefallen, ja...aber das, was sich unter den Bäumen abgespielt hat, hat mir nicht so gefallen, als ich das verstanden habe. Ich weiß nicht, wann ich letztes mal da war. Zwei, drei, vier Jahre...aber da auch eher nur durchgefahren.

Und du, Bela, wann warst du zum letzten Mal in Spandau?
B: Von anderthalb Jahren hab ich da Icke & Er, eine Hip-Hop Band aus Spandau getroffen am Imbiss und dann haben wir einen kleinen Film zusammen gedreht. Ansonsten besuche ich meine Mutter manchmal, die wohnt immer noch da. Ich war sogar letztes Jahr nochmal da, da haben sie ein Special über mich gemacht für so eine TV-Sendung, die aber nicht ausgestrahlt wurde, und da sind sie mit mir durch Spandau gelaufen. Da war ich bei dem Eiscafé Capri zum Beispiel, was es immer noch gibt.
F: Hast du ihnen auch die Bushaltestelle gezeigt?
B: Ja, ja, genau.
F: „Hier, hier! Da hat alles angefangen.“
B: Und ich war auch im Musicland, da hingen wieder die neuen Ärzte-Platten von uns im Schaufenster.
F: Gibt’s Musicland noch?
B: Wo ich meine Platten gekauft hab, der hat den Laden gekauft inzwischen.
F: Ach so, stimmt, das hast du mir schon mal erzählt, ja.

Farin, wie meintest du den Text von Living Hell?
F: Kennst du die Band Korn? Der Sänger von Korn hat mal ein Interview gegeben, in dem er ungefähr das erzählt hat. Und da dachte ich so: Wenn jemand so privilegiert ist – ich rede nicht nur vom Geld, sondern von seinem ganzen Leben – und dann so rumjammert, das war mir extrem unsympathisch. Da dachte ich – unsympathisch, das klingt nach einem Lied! Ich bin nun mal zuständig für die unsympathischen Lieder. Und dann hab ich das geschrieben. Es hat nix mit mir zu tun. Ein Lied, das ich schreiben würde, wäre sehr langweilig... „Alles ist super!“ So Hurra, das ist so mein Lied.

- Autorin: Denisa
- Assistenz bei Transkription: Hilko Drude (Sprachzentrum Göttingen)
- Beratung für Berlinerisch: Daniel